Die Welt spaltet sich gerade in zwei Gruppen. Zum einen gibt es die Überflüssigen, die gerade dazu gezwungen sind massiv zu entschleunigen, zuhause zu sitzen und nichts tun können. Die Essentiellen hingegen sind die Personen, die unentbehrlich und gerade ziemlich überfordert sind. Sie müssen plötzlich (oder schon immer?) Übermenschliches leisten, über sich selbst hinauswachsen und gehen damit gewiss auch immer wieder über eigene Grenzen. 

Empfehlungen für die Überflüssigen

Deine Arbeit ist, zumindest im Moment, überflüssig und entbehrlich! Nutze also diese Auszeit für dich. Konfrontiere dich mit deinen Ängsten und Sorgen, die gerade mit aller Kraft an die Oberfläche drängen und offen gelegt werden. Versuche dahinter zu schauen, denn dort liegen kostbare Schätze verborgen. Hinter den existentiellen Ängsten, mit denen gerade viele konfrontiert sind, können vielfältige Fragen liegen. Wieviel Geld brauchst du wirklich? Welche Dinge tun dir gut und welche lenken dich nur von deinen eigentlichen Themen ab?

Aber es können auch größere Themen dahinter liegen. Macht mich mein aktueller Job eigentlich glücklich? Wofür arbeite ich? Ist meine Arbeit sinnvoll oder übe ich einen „Bullshit-Job“ aus? Erschaffe ich mit meinem Job oder meiner Firma einen Mehrwert für die Welt, oder vernichte ich sie damit eher? Kann ich meine Produkte, die ich herstelle, vielleicht durch ein paar Änderungen und Anpassungen möglichst dauerhaft in Essentielles verwandeln (Beispiel „Mundschutz statt Dessous“)? Die Ehrlichkeit mit dir selbst und deinen Mitmenschen ist in dieser Zeit besonders wichtig! Und sie wird wahrscheinlich auch darüber bestimmen, wie es mit dir und deiner Arbeit nach der Krise weitergehen wird.

In der Langeweile entstehen die kreativsten Ideen

Spüre in dich hinein, wie du dir selbst und anderen gerade am besten helfen kannst. Sei es in deinem direkten Umfeld oder auch im Großen. Es kann beispielsweise schon völlig genügen, einfach mal nur zuhause zu sitzen und nichts zu tun. Dabei tuen wir der Welt den größten Gefallen, denn wir verbraucht dabei nur wenig Energie und Ressourcen. Ihr könnt aber auch aktiv euren Mitmenschen helfen, mal eine Kinderbetreuung übernehmen oder Freundschaften durch Telefonate auffrischen und vertiefen. Eine weitere Möglichkeit kann die Umsetzung von eigenen, kreativen Ideen und Projekten sein. Frei nach dem Motto „Das wollte ich schon immer machen, jetzt ist die Zeit reif dafür“. Es gibt wohl keine bessere Gelegenheit, als jetzt Neues zu wagen und sein Leben positiv umzustellen.

Empfehlungen für die Essentiellen

Zu aller erst: Du kannst dich wirklich glücklich schätzen – denn du hast einen Beruf gewählt, der für die Gesellschaft essentiell ist und mit dem du einen wichtigen Beitrag für diese Welt leistet! In der Krise wird dies besonders klar und selbst in Unis und Betrieben wird derzeit diskutiert, welche Jobs essentiell und welche entbehrlich sind.

Das Gefühl gebraucht zu werden hat jedoch auch seine Schattenseiten. Es besteht nämlich die Gefahr, das du dich selbst vergisst und deine persönlichen Grenzen und Überlastung nicht mehr wahrnimmst. Die Rechnung dafür wirst du spätestens dann zu spüren bekommen, wenn die Krise wieder nachlässt. Wenn du jetzt nicht gut auf dich achtest, wirst du danach völlig ausgebrannt sein, leer und selbst zum Hilfsbedürftigen werden. Deshalb sind gerade jetzt Momente der Ruhe, Meditation und Fokussierung besonders wichtig für dich. Du solltest dir regelmäßig selbst, oder durch Hilfe von Außen (Coaches und Begleiter), regelmäßige und längere Ruhepausen gönnen. Dies ist wichtig, um deine eigenen Grenzen zu spüren zwischen all der Anspannung und der nie endenden Hilfsbedürftigkeit Anderer. Ebenfalls wichtig ist in so einer Situation, das Loszulassen, was nicht in deiner Kraft steht und über deine menschlichen Fähigkeiten hinausgeht. Und kümmere dich vor allem um deine eigene psychische und körperliche Gesundheit!

Nutzt eure Macht!

Und zum Schluss noch eine mir wichtige Anmerkung in eigener Sache. Du und dein Beruf sind essentiell für diese Welt – ganz im Gegensatz zu vielen anderen „ach-so-wichtigen-Berufen“! Da dieser Wert jedoch in den meisten Fällen bis heute kaum mit einer eigentlich angemessenen persönlichen und vor allem wirtschaftlichen Anerkennung einhergeht, liegt es jetzt an jedem Einzelnen von euch, ob sich daran etwas ändert oder nicht. Da du eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft hälst, hast du auch eine große Macht über sie. Denn ohne dich würde unsere gesamte Gesellschaft zusammenbrechen. Nutze diese Macht nun weise, um diese Ungerechtigkeit wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen. Achte jedoch bitte auch darauf, diese Macht nicht für deinen persönlichen Vorteil auszunutzen. Bewahre dir deine Bescheidenheit und deine Freude an der Arbeit. Danke das es dich gibt!

Verschiebung der Wahrnehmung und Relevanz

Interessant ist für mich bei diesen Ausführungen auch mich selbst zu beobachten. Denn dadurch verschiebt sich meine eigene Wahrnehmung der Welt gerade stark – oder besser: sie relativiert sich. Die einst Mächtigen, unantastbaren großen Firmen und Banken rücken plötzlich weit in den Hintergrund – ja fast schon in Vergessenheit. Dafür gewinnen die sogenannten „einfachen“ Menschen und Berufe wieder besonders an Bedeutung: der/die Verkäufer*in im Supermarkt, der/die Postbote*in und der/die Kranken- und Altenpfleger*in. Doch auch die Regierungen, die Online-Presse und die IT-Experten haben in diesen Zeiten enorm an Relevanz hinzugewonnen. Es scheint, das sich gerade in den Zeiten der Krise herausstellt, worauf und auf wen es wirklich ankommt – und wer und was überflüssig ist.
Es bleibt nur zu hoffen, das wir das als Gesellschaft bald auch gebührend anerkennen – durch angemessene Bezahlung, Dankbarkeit und einem Zugewinn an Attraktivität in der Wahrnehmung dieser Berufsgruppen!

Überfluss
Die Natur macht keinen Unterschied zwischen Essentiellem und Überflüssigen. Alles fließt und verwandelt sich.

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